Hamburg – Es ist ein heikles Vorhaben: Klaus Rath, Vater und Trainer von Dressurreiter Matthias Rath, hat gegenüber SPIEGEL ONLINE angekündigt, dass der designierte neue Coach Sjef Janssen auch bei Wunderpferd Totilas seine gängigen Methoden anwenden wird. Dazu gehört unter anderem die umstrittene Rollkur.
„Wir sind gegen alles, was mit dem Tierschutz nicht vereinbar ist. Aber es gibt viele Untersuchungen, die zu dem Schluss gekommen sind: Bis zu einem gewissen Maße ist die Rollkur nicht schädlich“, sagte Klaus Rath: „Auch in Deutschland muss man lernen, andere, erfolgreiche Systeme wie das der Niederlande anzuerkennen und zu würdigen. Und zu dem System von Sjef Janssen gehört im Übrigen weit mehr als diese Methode.“ Rath verwies unter anderem auf die athletischen Übungen für Pferd und Reiter.
Janssen gilt als Erfinder der Rollkur. Dabei wird das Pferd vom Reiter durch Zügeleinwirkung dazu gebracht, den Hals unnatürlich einzurollen und somit zu überdehnen. Das Pferd kann aufgrund der erzwungenen Haltung des Kopfes nur eingeschränkt sehen. Die Internationale Reiterliche Vereinigung hat diese Methode, ohne „aggressive Kraft“ angewendet, genehmigt.
Doch die Methode steht in der Kritik. Klaus Balkenhol, Olympiasieger, früherer Trainer Raths und ehemaliger US-Coach, verkündete: „Wir bedauern zutiefst, dass Matthias Alexander Rath diesen umstrittenen Weg beschreiten will.“ Und weiter: „Die von Sjef Janssen vertretene Methode ist nach unserer Erkenntnis nicht mit den Grundsätzen einer pferdegerechten Ausbildung vereinbar.“
Mit einer Petition hatte die Deutsche Reiterliche Vereinigung im Jahr 2010 die generelle Abschaffung der Rollkur gefordert. Auch Klaus Rath hatte diese Petition unterstützt. Er sagt heute: „Es gehört im Leben dazu, dass man seine Meinung auch mal revidiert. Wir haben uns mit dem Thema intensiv beschäftigt und uns wohlüberlegt für diesen Weg entschieden. Wenn mit unseren Pferden etwas gemacht werden soll, das nicht unseren Grundsätzen entspricht, werden wir automatisch einschreiten.“
Janssen wird nach den Olympischen Spielen in London seine Aufgabe als niederländischer Nationalcoach abgeben und sich fortan um die Pferde von Matthias Rath kümmern. Dazu gehört auch Weltrekord-Hengst Totilas, mit dem er schon arbeitete, als noch Edward Gal auf ihm geritten ist.
Das Duo hatte vor seiner Trennung Ende 2010, als das Pferd für rund zehn Millionen Euro an Paul Schockemöhle verkauft wurde, etliche internationale Titel gewonnen und Weltrekorde in den drei schwierigsten Dressurprüfungen aufgestellt.
Quelle: Spiegel.de