Kein Tag ohne neue Reaktionen auf die Trainerwahl von Familie Rath/Linsenhoff. Jetzt nimmt Jo Hinnemann, Alt-Bundestrainer und Trainer der Niederländerin Coby van Baalen, klare Stellung pro Sjef Janssen ein.
Hinnemann arbeitet schon lange mit niederländischen Reitern, unter anderem Hengste des NRW-Landegstüts Warendorf. In einem persönlichen Statement, das auch auf dem Internetportal Eurodressage veröffentlicht wurde, stellt er die Kompetenz der deutschen Berufsreiter zur Diskussion. Hier die Aussagen im Wortlaut: „Totilas und Matthias Rath: Berufsreiter sind enttäuscht über Zusammenarbeit mit Sjef Janssen“ Als (Noch-) Mitglied der Bundesvereinigung der Berufsreiter (BBR) im DRFV e.V. möchte ich mich ausdrücklich von der Art und Weise distanzieren, wie in der o.a. Pressemitteilung der niederländische Berufsreiterkollege Sjef Janssen als notorischer Tierquäler diffamiert wird. Das ist unsportlich und nicht zukunftsweisend! Wer Sjef Janssen als „Erfinder der Rollkur“ darstellt und ihn darauf reduziert, – der hat keine Ahnung von der Geschichte der Reiterei. Schon Kaiser Wilhelm hatte vor 1900 einen Rittmeister der Kavallerie, Paul Plinzner, der versuchte ein entsprechendes „System der Pferde-Gymnastik“ zu etablieren, bis heute als „Plinznern“ überliefert. – der hat sich noch nie ernsthaft mit Sjef Janssen`s hoch erfolgreicher Arbeit im Training und auf den Turnierplätzen befasst bzw. sich persönlich mit ihm über Trainingsmethoden ausgetauscht – ich habe die Wortführer des BBR noch nie auf den internationalen Abreiteplätzen dieser Welt gesehen. – der verdrängt auch, dass in jüngerer Zeit verschiedene, sehr namhafte, hoch dekorierte deutsche Olympiasiegerpferde (Dressur und Springen) mit intensiv aufgerollten Hälsen zu beobachten waren, die bestimmt nicht von Sjef Janssen trainiert wurden – das nannte man englisch modern „Stretchen“. Die sicher nötige Diskussion wurde bis in die höchsten Gremien der FEI geführt. Nun hieß es „Hyperflexion“ und ist jetzt in sehr reduzierter, maßvoller, agressionsfreier Form als „LDR“ (Long,Deep,Round) zugelassen. Mit großem Erfolg: Das reiterliche Verhalten auf den Abreiteplätzen hat sich stark verbessert und ist richtig „ansehnlich“ geworden. Dafür sollte sich der BBR engagieren: für noch mehr Öffnung und Öffentlichkeit und damit Kontrolle in der Trainingsarbeit, und für noch mehr Förderung der Berufsreiter in ihrer Ausbildung, Fortbildung und Beteiligung. Wir sollten gelassen zusehen, wenn sich ein junger deutscher Reiter bei einem ausländischen Berufsreiterkollegen Rat und Hilfe holt. Das haben – zum Glück für den gesamten Reitsport – die Reiter und Reiterinnen anderer Nationen umgekehrt mit dem Import deutscher Berufsreiter jahrzehntelang sehr erfolgreich gemacht, und sie machen es heute noch. Daran sollten wir weiterarbeiten.
Johann Hinnemann Quelle: St. Georg.de