Ich bin Springpferdezüchter mit Leib und Seele. Auch ich möchte Springpferde für das oberste Niveau züchten. Der Markt für die normalen Pferde ist schon lang am Boden und wird es meines Erachten nach auch bleiben. Also entweder aufhören zu züchten oder die „normalen“ Pferde, die nun einmal bei jedem und überall geboren werden, durch strengste Selektion minimieren.
Da die Springpferdezucht heut „europäisch“ ist und in Belgien, Holland oder auch Frankreich wesentlich erfolgreicher als in Deutschland zu sein scheint, ist das studieren der Daten der „Konkurrenzländer“ angesagt. Die FN Datenbank (Erfolgsdaten.de) haben wir ja schon hinlänglich kritisiert (siehe hier). Mal schauen wie die anderen das machen. Schwupps…einen Zugang zur KWPN Datenbank erworben und mit dem studieren begonnen. Wow! Was da nicht alles drin steht von der Halslänge bis zur Hufform, über die Grundgangarten bis zur aufgeschlüsselten Springanlage. Quasi jedes Pferd, einschließlich Stuten in 100 Einzelteile zerlegt. Allerdings haben wir ja schon länger festgestellt: Ein Pferd springt nicht mit dem Exterieur und auch nicht immer nur durch Technik, sondern irgendwie letztendlich durch eine körperliche Möglichkeit und eine entsprechende innere Einstellung. Aber trotzdem aus züchterischer Sicht eine große Hilfe zu wissen: Macht der Hengst seine Nachkommen groß oder klein, vermögend oder begrenzt, verbessert er die Technik vorne und/oder hinten, hat er die Eigenschaften nur selbst oder vererbt er sie auch? Auch die Anzahl der gefallenen, registrierten Fohlen ist eine sehr wichtige Information. Ich für meinen Teil fand die paar Euros als gut investiert. Als nächstes habe ich mich mit der Datenbank der Selle Francais Zucht beschäftigt, wo o Wunder der allgemeine Zugang sogar kostenfrei ist. Und was die Franzosen für 0 Euro bieten, sucht seinesgleichen. Nicht das genetische Profil steht da im Vordergrund, sondern nur die Leistung der Nachkommen. Für jeden Hengst der französisch registrierte Nachkommen hat, ist kostenfrei und öffentlich zu lesen wieviele Nachkommen, wieviele Nachkommen in einer Altersklasse und welche Leistung sie auf den Durchschnitt (ausgedrückt in ISO) des französischen Springpferdes gebracht haben.
Ich möchte die Wichtigkeit dieser Daten an einem Beispiel, ohne den Hengstnamen zu nennen, ausdrücken.
Hengst ABC hat in Frankreich 210 registrierte NK. Davon sind 45 NK 8 Jahre und älter. 12 NK sind bereits mehrfach S-erfolgreich, 17 NK springen schlechter als der französische Durchschnitt. Im Dreisatz berechnet, bezogen auf die 8+ jährigen, hat der Hengst eine Erfolgsquote von knapp 27%, aber auf der anderen Seite knapp 38% unterdurchschnittlicher Pferde produziert. ( Ich habe ca. 40 Hengste recherchiert um einen Überblick zu bekommen)
Da ich ein neugieriger Mensch bin wollte ich doch gleich wissen was die Horsetelex Datenbank dazu weiß und ob der Hengst ABC vielleicht einfach die Franzosen nicht mag.
Die HT Datenbank weiß von insgesamt 306 Nachkommen. Davon sind 58 Pferde als 1.35m und höher erfolgreich geführt. Die meisten im Heimatzuchtgebiet X registriert. Hengst ABC scheint also wirklich nicht auf die französiche Stutengrundlage zu passen.
Aber einmal dran will ich es genau wissen und da es kein deutscher Hengst ist kann man ja auch nachschauen wieviele NK im Heimatland X registriert sind. 691! um genau zu sein. Das lässt Schlüsse auf die Daten der Franzosen zu…
Jetzt schauen wir doch aber noch gleich was die deutsche Datenbank dazu weiß (auch hier besitze ich einen bezahlten Zugang): 28 Nachkommen eingetragen, 2014 23 Pferde erfolgreich und gar 10 über S. Da zeichnet sich ein wahrlich großer Vererber ab…
Warum ich diesen Artikel schreibe? Ich möchte die deutschen Züchter wachrütteln, auf die Missstände in der deutschen Datengrundlage bei der Pferdezucht hinweisen und damit ausdrücken das jedes einzelne deutsche Zuchtgebiet zu feige ist die Bedeckungszahlen öffentlich zu machen. Und das ist Selektionsgrundlage Nummer eins!