Geiz ist geil Mentalität, oder andere Gründe?
Angeregt durch eine Facebookdiskussion muss ich meine eigenen Gedanken mal wieder niederschrieben. Mich verwundert es, dass in einer Zeit in der für Springpferde und entsprechenden Nachwuchs die höchsten Preise an die ich mich erinnern kann bezahlt werden, die Züchterschaft noch immer diskutiert wann denn der Bedeckungsrückgang endlich greift.
Informieren die Verbände zu wenig, oder informiert sich die Züchterschaft nicht?
Der Reitsport ist teuer, der Turniersport noch teurer. Das sich in Deutschland eine Zweiklassen Gesellschaft bildet, ist keine neue Erkenntnis. Die Gewinnsummen auf den internationalen Turnieren sind extrem hoch. Locker kann ein erfolgreiches Springpferd dort zum Millionär werden…
… aber genau dies bestimmt den Markt. Das teuerste am Springpferd ist die Ausbildung. Einem Fohlen kann man nicht bis wenig ansehen ob es später das Zeug hat im internationalen Zirkus zu bestehen. Man kann es nur glauben bzw. hoffen. Also, an welchen glaube ich eher? An den, der vom genetischen Profil her alle Voraussetzungen erfüllt, oder an den der insgesamt als gut bewertet wird und auf der Fohlenschau mit hohen Noten brilliert? Selbstverständlich schließt das eine, das andere nicht aus. Aber sollten wir in Deutschland nicht von den besseren Springpferdezuchtländern lernen? Oder glauben wir immer noch das wir der Marktführer in der Pferdezucht sind? Natürlich macht ein genetisches Spitzenpedigree noch kein internationales Spitzenspringpferd aber es erhöht doch die relative Chance. Und genau da setzt der Kunde bzw. spätere Käufer an. Denn 5 bis 6 Jahre in den falschen zu investieren um dann zu merken er ist doch nicht gut genug macht auf lange Sicht genauso wenig Spass wie Pferde zu züchten die ihre Entstehungskosten nicht hereinbringen.
Zangersheide beispielsweise vergibt auf der Fohlenschau Noten für den Mutterstamm die in die Bewertung mit einfließen. Ein guter Mutterstamm heißt nun mal nicht drei Staatsprämienstuten in Folge. Im Jahr 2017 heißt das: Die Mutter und die Großmutter sind international ein Begriff, wenigstens die Schwester oder der Bruder sollten über mehr als ländlich S gesprungen sein. Nur wenige deutsche Züchter können diese Anforderung mit ihren Stuten erfüllen. Noch weniger haben den finanziellen Background aus solchen Topstuten, wenn sie denn eine haben, genügend Embryonen zu spülen dass die Leistungsdichte entsprechend hoch wird. Da BWP, AES, KWPN und auch Z da schon einen jahrelangen Vorsprung haben, deutsche Topgenetik für viel Geld eingekauft haben, werden wir viele Jahre (und Geld) brauchen um daran Anschluss zu finden. Leider sinkt der reitende Turniernachwuchs ungefähr im selben Maße wie die Bedeckungszahlen. Damit ist das Wort Marktbereinigung eigentlich passé.
Einen kleinen Lichtschein sehe ich allerdings am Horizont und der hält mich bei der Stange: Die Natur lässt sich nur bedingt ins Handwerk pfuschen. Auch bei den teuer bezahlten genetisch hochwertigen Embryonen werden Pferde geboren werden, die den heutigen Anforderungen nicht gewachsen sind. Und das wird den Blickwinkel wieder zurück auf das bringen um das es eigentlich geht: Nämlich die eigentliche Beurteilung des Spezies Pferd und dies bedeutet für uns Züchter: Selektieren, selektieren und nochmals selektieren. Der Fohlenverkauf wird schwierig bleiben wenn wir uns nicht mit entsprechender Genetik eindecken und damit meine ich nicht eine Staatsprämienstute mit dem in der WBFSH List auf Platz eins geführten Hengst anzupaaren. Wir sollten uns vor Augen halten das demnächst sicherlich die Mutterlinie gegoogelt wird und nicht der Fohlenvater. Aber einen sehr gut springenden Youngster kann man sicherlich vermarkten. Daran glaube ich fest.
In diesem Sinne: Ein erfolgreiches Zuchtjahr 2017.
Und ps.: Im Jahrbuch Zucht ist es trotz bezahltem Zugang nicht möglich eine Stutenlinie logisch und komplett zurück zu verfolgen…. und das nach dem Update!!